Der Upas-Baum

In der Sprache der indonesischen Insel Java bedeutet das Wort upas »Gift«. Der Upas- oder Giftbaum heißt auch Antiaris oder Antjar und botanisch Antiaris toxicaria. Er ist ein edles Mitglied der Feigenfamilie und hat einen zwanzig bis dreißig Meter geraden Stamm. Erst auf dieser Höhe wachsen Äste und Zweige. Die majestätische Schönheit dieses hohen Baumes wird allerdings durch seinen üblen Ruf zunichte gemacht. Die ersten Besucher der Sunda-Inseln berichteten, daß der Upas-Baum so giftig war, daß er seine Gefährlichkeit in einem weiten Kreis rund um seine Wurzeln verbreitete, bis zu dreißig Kilometer weit. Kein Vogel kann in dieser giftgeschwängerten Luft fliegen, und kein Tier und auch nicht der Mensch, kann sich dem Baum zu Fuß nähern, ohne sofort den Tod zu erleiden. Zu allem Unglück war das Gift geruchlos und auch nicht anderweitig zu bemerken, so daß der Mensch erst dann die Nähe eines Upas-Baums bemerkte, wenn er die verstreuten Skeletteile sah.

Glücklicherweise nahmen die bösen Mächte des Upas-Baumes während des 16. Jahrhunderts ab. Zu dieser Zeit kolonisierten die Holländer die Sunda-InseIn, und die Bewohner von Java konnten sich bereits aufrecht einem Upas-Baum nähern. An seine frühere Macht erinnerte nur noch der giftige Baumsaft, den die Inselbewohner zum Vergiften ihrer Waffen verwendeten.