Sündenböcke

Für jede Menschengemeinschaft, die unter einer besonders großen Sündenlast zu leiden hat, gibt es einen einfachen Weg, ihre Probleme zu lösen.

Am Silvesterabend müssen die Älteren der Gemeinschaft einen großen, ausgewachsenen Geißbock (es sollte wirklich ein Bock sein, denn die meisten Sünden sind in ihrem Ursprung männlich) aussuchen und ihn vor die Tore der Stadt oder des Dorfes führen.

Dann müssen sich die Menschen um den Bock versammeln und ihn als Ursache all ihrer Sünden verfluchen. Sie dürfen ihn aber nicht schlagen (oder zumindest nicht zu heftig), denn sonst wäre er nicht mehr in der Lage, die Sündenlast fortzutragen.

Der Oberpriester muß die letzten Flüche aussprechen, womit er alle Gemeindesünden auf den Bock überträgt. Dann scheuchen die Menschen ihn in die Wildnis, indem sie mit Stöckchen und Steinen nach ihm werfen, und verbieten ihm, jemals zu rückzukehren.