Reineke der Fuchs

Das listigste Mitglied seiner Art. Er lebte, als König Edel der Löwe über die Welt der vierbeinigen Tiere herrschte. König Edel war ein weiser und freundlicher Monarch. Eines Tages hielt er einen großen Gerichtshof ab, bei dem alle Tiere ihre Beschwerden vorbringen konnten. Reineke wußte, daß sich viele Tiere über ihn beklagen würden, und so behauptete er, krank zu sein und nicht kommen zu können.

Dann erzählte ein Tier nach dem anderen dem König, daß Reineke ihm übel mitgespielt hatte. Schließlich schickte König Edel Meister Petz zu Reineke, damit er ihn vor den Gerichtshof bringe. Reineke sträubte sich nicht, lud aber Petz erst zu einem Honigfestmahl ein. Er führte ihn zu einem hohlen Baumstamm, in dem sich Bienen ihr Nest gebaut hatten, und spaltete ihn mit einem Keil und einem Hammer. Als der Bär seine Nase in den Spalt hineinsteckte, um an den Honig zu gelangen, zog Reineke den Keil heraus. Da steckte der Bär im Baumstamm.

Da schickte König Edel Samtpfote, die Katze, zu Reineke, um ihn vor Gericht zu bringen. Doch Reineke versprach der Katze erst einmal eine gute Mäusemahlzeit. Er führte sie zu einem nahegelegenen Bauernhof, wo die Katze in eine Fuchsfalle geriet, die eigentlich für ihn bestimmt war. Er konnte gerade so entwischen, wurde vom Bauern aber ganz schön verprügelt. Erst Grimbart der Dachs konnte Reineke überreden, mitzugehen. Aber die Beweise gegen Reineke waren übergroß, und der Löwe verurteilte ihn zum Tod durch den Strang. Samtpfote bereitete fröhlich den Galgen vor, da bat Reineke den König der Tiere um Verschiebung der Exekution. In der Zwischenzeit wolle er alle seine Sünden zugeben. Der König war damit einverstanden, und Reineke spann eine lange Geschichte, in der jede seiner Missetaten so klang, als wäre sie ein Fehler der andern Tiere. Zum Schluß sagte er noch, daß Meister Petz, Samtpfote und Grimbart sich geschworen hätten, den König zu töten, und fügte noch hinzu, daß er wisse, wo ein Schatz vergraben wäre.

Nun war König Edel davon überzeugt, daß Reineke ungerechterweise verurteilt weiden war, und entließ ihn, allerdings unter der Bedingung, daß der Fuchs ihn zu dem Schatz führen solle.

Reineke gelang es, sich auch dieser Verpflichtung zu entziehen, da er doch versprochen hatte, nach Rom zu pilgern. Bald aber war er wieder in seinem alten Fahrwasser. Da lud der Löwe ihn wieder vor das Gericht und ernannte Isegrim den Wolf zu seinem Ankläger. Doch Reineke redete sich aus jeder Anschuldigung heraus, bis Isegrim die Geduld verlor und ihn zu einem Turnier herausforderte.

Die Tiere waren alle davon überzeugt, daß der viel stärkere Isegrim Reineke besiegen würde, und als der Fuchs auf dem Turnierplatz auftrat, brüllten sie vor Lachen über sein Aussehen. Er hatte nämlich seinen ganzen Körper bis auf den Schwanz rasiert, und seine nackte Haut glänzte ölig. Kaum hatte das Turnier begonnen, da fegte der Fuchs mit seinem Schwanz Staub und Sand in die Augen vom Wolf, und Isegrim konnte den glitschigen Fuchs weder schnappen noch festhalten. Trotzdem kämpfte er verbissen um seinen Sieg und drückte Reineke schließlich auf den Boden. Er wollte ihm gerade die Kehle zerreißen, da begann der Fuchs ihm schönzutun und seine Stärke, Weisheit und Ausdauer zu loben. Isegrim hörte kurz zu, und Reineke konnte aufspringen und sich befreien. Da begann der Kampf aufs neue, bis Isegrim total erschöpft war.

König Edel gab ein großes Fest zu Ehren von Reineke und bat den Fuchs, sein Ratgeber zu werden. Doch Reineke lehnte ab.