Hölle

Das Innere unseres Erdballs besteht aus mehreren Abteilungen, in denen Menschen ewige Strafe abbüßen müssen. Jede Abteilung gehört zu einer bestehenden oder einer heute veralteten Religion. (Gerät eine Religion außer Mode, so bedeutet das natürlich nicht, daß nun die Orte ewiger Bestrafung für jene nicht mehr existieren, die gegen diese Religion verstoßen haben.)

Jede einzelne Höllenabteilung hat eine gewisse Ähnlichkeit mit allen anderen. Die Hauptunterschiede liegen nur in der Art der Bestrafung. In einigen Höllen gibt es Eisgegenden genauso wie Feuergegenden (Frigido und Inferno), in anderen wiederum herrscht ewige Dunkelheit, durch die die Sünder tapsen, ohne sich jemals zu berühren. Die von Hades und Persephone regierte Unterwelt der Griechen durchfloß ein Feuerfluß, aber es gab auch eine graue, trübe Düsternis, in der die sündigen Menschen ewiglich über ihre Verbrechen meditierten.

Die offiziellen Dämonen einer jeden Hölle tragen unterschiedliche Uniformen, verfügen über unterschiedliche Folterinstrumente und erscheinen in unzähligen furchterregenden Gestalten, haben aber alle eine gewisse Familienähnlichkeit.

Zu den Unterschieden zwischen den Höllen gehören auch der Weg, durch den der Sünder eintritt, und die Richter, die seine Sünden bewerten. Einigen Höllen kann man sich auf ganz leichte Weise nähern. Die meisten modernen Religionen haben den Prozeß rationalisiert, so daß die Sünden eines Mannes oder einer Frau während des ganzen Lebens im Computer festgehalten werden. Überschreitet ein sündiger Mensch seine speziell für ihn festgelegte Grenze, findet er oder sie sich ganz plötzlich in der Hölle wieder und muß Höllenqualen erleiden. Er hat kaum die Chance, sich dagegen zu widersetzen.

In China packen zwei Seelenboten die Seele eines Verstorbenen. Doch dann müssen sie den Torgöttern erst die Papiere zeigen, um sicherzustellen, daß die Zeit für den Besitzer dieser Papiere wirklich gekommen ist. Der Sünder wird dann vom Gott der Mauern und Gräben befragt. Dieser behandelt ihn entweder ziemlich freundlich oder läßt ihn ordentlich schlagen. Daraufhin muß er vor einer ganzen Reihe von Richtern erscheinen. Jeder von ihnen führt eine bestimmte Bestrafung aus und schickt den Sünder dann zum nächsten Richter. Befiehlt ein Richter, daß der Sünder von Ungeheuern in Stücke gerissen werden soll, so wird sein Körper hinterher wieder zusammengesetzt, damit er als Ganzes vor dem nächsten Richter erscheinen kann. Doch es besteht eine gewisse Hoffnung, denn der letzte Richter bringt den Sünder zur Erde zurück, und zwar in der Gestalt, die seinen begangenen Verbrechen entspricht, also vielleicht als Wurm, als Ameise oder Hund oder als irgendeine andere, vielleicht etwas höhere Kreatur.

Es bleibt weiterhin das Rätsel bestehen, warum die Sünde immer noch existiert, obwohl sie schließlich mit so schrecklichen Orten »belohnt« wird.