Jedes vom Menschen errichtete Gebäude hat seinen eigenen Gott oder Geist. Er bezieht darin Wohnung, sobald das Gebäude fertig ist, und bleibt darinnen, solange es von Menschen bewohnt ist. Es kommt vor, daß solche Geister in einem leeren oder zerstörten Haus wohnen bleiben. Dann sind sie so einsam, daß sie irgendeinen Vorübergehenden mit einem Zauberspruch belegen und ihn damit zwingen, ihnen Gesellschaft zu leisten. Die armen Männer und Frauen, die in wiederaufgebauten Gebäuden Unterkunft finden, leben meistens unter dem Zauberbann der Hausgötter, denen die Annehmlichkeit des Familienlebens abhanden gekommen ist und die deswegen Menschen angezogen haben, die genauso einsam oder verlassen sind wie sie selbst.
Die Hausgötter nehmen sehr schnell das Wesen einer Familie an, mit der sie zusammenleben. Ist es eine glückliche und wohlhabende Familie, die den Herd- und Hausgöttern genügend Respekt zeigt, dann ist der Hausgott zufrieden und tut alles, was in seiner Macht steht, um diesen Menschen zu helfen. Ist die Familie jedoch faul und mürrisch, dann fügt der Hausgott zu ihren Unglücksfällen noch weitere hinzu, indem er Spinnweben in den Ecken entstehen läßt, Ungeziefer in die Vorratsräume führt oder Löcher ins Dach bohrt.
Die moderne Gesellschaft zeigt den Hausgöttern nicht genügend Verehrung, und deshalb passiert den Leuten ständig irgendein Mißgeschick im Haus. Bei den Römern stand immer ein Hausaltar in der Nähe der Eingangstür, den sie mit Blumen schmückten. So hieß der jeweilige Hausgott seine Leute willkommen, wenn sie von auswärts nach Hause kamen, und brachte ihnen Frieden und Ruhe. In Rußland gibt es den Hausgott Domovoy. Er lebt unter der Türschwelle. Seine Frau Domovika lebt im Keller. Beide haben ein großes Interesse am Wohlergehen ihrer Familie. Sie mögen es, wenn man ab und zu ihre Namen erwähnt, und bringen zum Dank dafür Glück ins Haus. In Japan achtet eine ganze Göttergruppe auf jede Familie. Da gibt es Küchengötter, Götter für die Eingangstür, für Töpfe und Pfannen, für das Bad und die Toilette.